Zukunftschancen

Zukunftschancen - mit Bundesminister Kocher und Generalsekretärin Landrichtinger

Episode Summary

In der ersten Episode der neuen Staffel Zukunftschancen hat Moderatorin Nina Kraft zwei ganz besondere Persönlichkeiten zu Gast: Bundesminister Martin Kocher und die Generalsekretärin des BMAW Eva Landrichtinger. Die beiden geben spannende Einblicke in ihren Berufsalltag und erzählen auch die eine oder andere persönliche Anekdote. Dieser Podcast wird präsentiert vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft.

Episode Notes

In der ersten Episode der neuen Staffel Zukunftschancen hat Moderatorin Nina Kraft zwei ganz besondere Persönlichkeiten zu Gast: Bundesminister Martin Kocher und die Generalsekretärin des BMAW Eva Landrichtinger. Die beiden geben spannende Einblicke in ihren Berufsalltag und erzählen auch die eine oder andere persönliche Anekdote. 

Dieser Podcast wird präsentiert vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft.

Episode Transcription

[Intro-Musik]

Nina Kraft: Willkommen beim Zukunftschancen Podcast des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft. Ungewöhnliche Karrierewege, persönliche Geschichten und vor allem Real-Talk. Bei uns bleibt garantiert kein Job-Thema verschont. Ehrlich, direkt und „pssst“ mit dem einen oder anderen ganz persönlichen Geheimtipp. Ich bin Nina Kraft und treffe heute Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher und Generalsekretärin Eva Landrichtinger. Schauen wir einmal, was die beiden ausplaudern.

[Intro-Musik]

Nina Kraft:Lieber Martin, liebe Eva. Willkommen in der dritten Staffel des Podcasts Zukunftschancen. Eva, du bist heute zum ersten Mal im Podcast zu hören … also Premiere! Willkommen! [lacht]

Herr Bundesminister, du warst ja schon beim Staffelfinale zu Gast und da hast du ja auf ein durchaus bewegtes Jahr zurückgeblickt. Und in Zukunft, da werdet ihr beide regelmäßig hier zu Gast sein. Ich freue mich sehr, muss ich sagen. Denn eines ist schon ganz klar: Was ihr in eurem Berufsleben so gestemmt habt, ich glaube das könnte ein ganzes Hörbuch füllen [lacht].

Martin Kocher: Schauen wir einmal.

Nina Kraft:  Starten wir los. Liebe Eva, wir haben ja diesen Podcast kurz nach Übernahme von Martin, also damals noch als Bundesminister für Arbeit, Familie und Jugend, gestartet. Warum ein Podcast? Warum ist euch das so wichtig?

Eva Landrichtinger:  Und war es damals im Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend extrem wichtig, dass wir gerade während der Zeit der Corona-Krise, coole Lebenswege vor den Vorhang holen. Gerade im Bereich für junge Menschen. Aber auch vielleicht für Mütter, die gerade überlegen, wie sie wieder in den Beruf einsteigen können. Menschen mit Behinderung … die vor den Vorhang zu holen. Es gibt so viele spannende Berufsfelder in Österreich und von vielen weiß man glaube ich gar nicht. Wir haben eine Geigenbauerin bei uns dabeigehabt. Und das soll eigentlich einen Anreiz bieten für andere, sich dann vielleicht drüber zu trauen und einen Job, an den man vielleicht gerade nicht denkt, zu wählen.

Nina Kraft: Und das machen wir jetzt weiterhin. Wir sprechen über Karrierewege; wir sprechen über Chancen als zentrales Thema. Und Herr Bundesminister, lieber Martin, ich weiß ja … Journalisten sind oft so lästig. Die wollen dann unbedingt etwas Privates aus dem Gegenüber herauskitzeln. Aber keine Sorge, ich frag dich jetzt nicht was zu heute schon gefrühstückt hast, oder so [lacht] …

Martin Kocher: [lacht] Das wäre einfach.

Nina Kraft: [lacht] Wirklich? Was denn?

Martin Kocher: Gar nichts [lacht].

Nina Kraft:  Ach … fasten. Intervallfasten quasi?

Martin Kocher: Genau.

Nina Kraft: Wir wollen aber trotzdem den Menschen Martin Kocher in diesem Podcast kennenlernen. Du hast in der letzten Episode der zweiten Staffel schon viel über dich und deinen Weg gesprochen. Ich fasse das jetzt ganz, ganz kurz zusammen: Also du kommst ursprünglich aus Altenmarkt am Zauchensee in Salzburg, hast VWL studiert und dissertiert in Innsbruck. Dann haben dich Lehrtätigkeiten die ganze Welt bereisen lassen, kann man sagen. Ein Kosmopolit. Und dann ging es doch nach Wien, wo du vormals IHS-Chef und Präsident des Fiskalrates warst. Also irgendwie kann man sagen, von Salzburg in die Welt, nach Wien. Ja, und jetzt sitzen wir hier. Wenn wir in internationalen Erinnerungen schwelgen, so karrieretechnisch, welcher Ort hat dich da so richtig in den Bann gezogen?

Martin Kocher:  Schwer zu sagen. Also ich habe das Glück gehabt, dass ich an vielen schönen Orten war. Das war teilweise Zufall, teilweise natürlich schon auch selbst gewählt. Die erste größere Station im Ausland war Amsterdam. Damals war ich ungefähr 30 Jahre alt … also nach dem Dissertieren. Das war schon sehr prägend. Das ist eine sehr spannende Stadt. Auch eine sehr, sehr gute Universität mit sehr vielen interessanten Kolleginnen und Kollegen; sehr international. Da sind sehr, sehr viele Freundschaften entstanden, die ich auch jetzt noch habe. Das hat mir sehr gut gefallen. Aber ich war auch eine Zeit lang immer wieder in Australien und Neuseeland. Auch da habe ich sehr, sehr viel gelernt. Man merkt einfach im Ausland, dass vieles, das man als absolut gesehen hat, sich relativiert, weil andere Länder es anders machen und weil es andere Kulturen gibt. Das war schon sehr bereichernd. Also ich möchte nichts oder keine von dieses Stationen missen. Ich habe immer Glück gehabt, muss man ganz ehrlich sagen. Auch mit den Orten. Ich habe mich immer sehr heimisch gefühlt, dort wo ich war.

Nina Kraft: Thema heimisch fühlen … am schönsten ist es trotzdem Daheim, oder? Was sagt ihr zwei dazu?

Eva Landrichtinger: Auf jeden Fall!

Martin Kocher: Ja natürlich, keine Frage! Absolut! Ich glaube es ich wichtig, sich heimisch zu fühlen, wenn man irgendwo anders ist, aber natürlich, wenn man nach Hause kommt nach einer längeren Zeit, ist es immer ein ganz anderes und ganz besonderes Gefühl.

Nina Kraft:  Und in deinem Fall ist das eben Salzburg. Und da ist nicht nur aus dir „etwas geworden“, sondern auch aus deinen Schulkollegen. Erzähl einmal ein bisschen. Ich glaube, da liegt es ein bisschen an der Bergluft, dass dort so viele Karriere gemacht haben. Kann das sein?

Martin Kocher:  Die meisten sind da sehr erfolgreich im Sport. Beim Skifahren, beim Langlaufen, beim Biathlon. Also wir haben in Altenmarkt mehrere Weltmeister und auch im Nachbarort. Der Hermann Maier kommt aus dem Nachbarort. Der war in der gleichen Schule. Also es ist offensichtlich ein Ort, wo sehr viel Sport passiert. Ich war zwar auch sehr sportlich, aber leider nicht ganz so sportlich, um in die Nähe dieser Weltmeister zu kommen. Aber es war sehr schön in der Schule. Das war als Sportler ein sehr wichtiger Faktor und hat natürlich dazu geführt, dass es auch einen gewissen Wettbewerb gegeben hat, aber auch viel Freundschaft im Skiverein. Dann habe ich später Langlaufen gemacht, im Langlaufverein; ich war im Schachverein, wenn man das als Sport sieht. Also es hat viele nette Begebenheiten gegeben und viel Spaß gemeinsam im Rahmen dieser Sportausübung. Und für einige ist es dann tatsächlich auch der Lebensweg, der Berufsweg und der Erfolgsweg geworden. Aber nicht für mich [lacht].

Nina Kraft:  Wenn ihr euch dann jetzt einmal trefft … Hermann Maier, Martin Kocher … „Hallo Herr Minister!“ [lacht] Wie fühlt sich das an, wenn ihr euch jetzt trefft?

Martin Kocher: Den Hermann habe ich schon länger nicht mehr getroffen, aber sonst den Michael Walchhofer sehe ich gelegentlich, weil er ein Hotel in Zauchensee hat. Ahm … ja … ganz normal. Da hat sich nicht viel geändert. Also man sagt „Hallo“, man unterhält sich, wie es einem geht und er war auch einmal zu Gast – wir haben so einen Instagram Live-Talk jede Woche ein Mal am Donnerstag – und da war Michael Walchhofer einmal zu Gast. Aber nicht als Skifahrer, sondern als Chef eines Hotels und von Freizeiteinrichtungen. Das war sehr spannend, ihn jetzt auf diese Art und Weise kennenzulernen.

Nina Kraft: Mhm, ja. Also wenn ich in meinem Berufsalltag eine klare Entscheidung treffen muss, dann schnüre ich zuallererst einmal meine Laufschuhe. Das ist so Gewohnheit und ich glaube das ist so ein Punkt, der uns alle drei miteinander verbindet. Martin, ich habe ja wirklich sehr, sehr stark recherchiert und die Recherche hat ergeben, dass du der zweitschnellste laufende Minister nach deinem Amts-Vor-Vor-Vorgänger Martin Bartenstein. Stimmt das?

Martin Kocher: Ja ich glaube das stimmt tatsächlich. Er ist – ich glaube das war im April 2000 – den Wien-Marathon in 03:06:8-irgendwas Minuten gelaufen. Er war ein extrem guter Läufer. Es gab mehrere Politiker und Politikerinnen in Österreich, die sehr gute Läufer waren. Aber als Minister, glaube ich, hält er den Rekord, während der Ministerzeit. Das wäre natürlich ein großer Anreiz, aber ich glaube ich werde es nicht mehr schaffen angesichts der Belastung, die man jetzt hat, der zeitlichen. Da schaffe ich einfach nicht ganz so viel Training, um die Zeit zu erreichen. Aber ja, das stimmt.

Nina Kraft:  Normalerweise ist ja Golf so ein Businesssport, oder? Man trifft sich zum Golfen, um dann Geschäfte abzuschließen. Aber Martin, auch so internationale Beziehungen lassen sich durch einen guten Lauf verstärken.

Martin Kocher: Man möchte gar nicht meinen, wie viele Politikerinnen und Politiker aber auch Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger gerne laufen. Weil es einfach ein Sport ist, den man natürlich recht gut in kurzer Zeit und auch überall, wo man ist, machen kann. Wir waren letztes Jahr im Herbst in Thailand bei einem Besuch und es hat sich ergeben, dass der Gouverneur von Bangkok, also so etwas wie der Bürgermeister von Bangkok, unbedingt laufen gehen wollte. Der geht jeden Tag in der Früh laufen; sehr früh um 05:00 Uhr oder 05:30 Uhr. Wir haben uns um 06:00 Uhr in der Früh getroffen, nach einem Flug aus Singapur. Das war nicht so angenehm für mich. Ich bin nicht so ein Frühaufsteher. Aber es war sehr lustig, denn es war sein Team dabei und es war mein Team dabei und ein paar andere Leute. Und dann sind wir zu zwanzigst im Park gelaufen in Bangkok. Das war eine sehr, sehr gute Gelegenheit. Und wir haben uns sehr gut verstanden. Man tauscht sich natürlich auch inhaltlich aus und ich habe viel gelernt. Es war ein ungewöhnliches Gespräch bei einer Delegationsreise, aber genauso ist das manchmal schön als Abwechslung.

Nina Kraft:  An das wird er sich wahrscheinlich auch immer erinnern, oder? So bleibt man im Gedächtnis.

Martin Kocher:  [Lacht] Ich hoffe, ich hoffe! Lustig ist, dass ich manchmal noch darauf angesprochen werde, auch von Leuten, die das irgendwo gesehen haben, weil natürlich ein bisschen Social Media Attention damit verbunden war. Und einige Leute habe das dort, oder haben das in Österreich gesehen und ich werde immer noch darauf angesprochen. Also das ist ganz lustig.

Nina Kraft:   Und das ist auch effizient. Das ist ja in eurem Job wichtig. Man hat gleichzeitig ein bisschen Sightseeing dazu beim Laufen [lacht].

Martin Kocher: Das war sehr schön, genau, richtig. Es war gerade die Vorbereitung eines großen asiatischen Gipfels. Wir sind also auch über diese Fläche gelaufen, wo der stattfand. Ein ganz schöner Park. Also … genau … man verbindet das in dem Fall Angenehme mit dem Notwendigen und Wichtigen. Und es war ganz in der Früh, dadurch haben wir auch keine anderen Termine verpasst.

Nina Kraft:  Das bringt mich gleich im Laufschritt zu dir. Liebe Frau Generalsekretärin, liebe Eva! Über dich ist ja naturgemäß noch relativ wenig in der Öffentlichkeit bekannt. Aber in unserem Podcast Laufclub da bist du mit dabei [lacht].

Eva Landrichtinger:    [Lacht] Ja, genau.

Nina Kraft:  Was uns beide verbindet, ist unsere Heimatstadt Linz. Dann hast du Jus studiert in Wien, hast das Trainee-Programm der IV absolviert. Anschließend warst du vor allem in der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik tätig und dann bist du Kabinetts-Chefin bei Christine Aschbacher geworden und dann anschließend bei Martin Kocher gelandet. Und jetzt, seit 2021, Generalsekretärin im Arbeitsministerium und seit der Zusammenlegung natürlich jetzt auch des Wirtschaftsministeriums. Da fällt mir übrigens noch eine Gemeinsamkeit auf: Du bist auch privat auf den Hund gekommen [lacht] …

Eva Landrichtinger:    [Lacht] Stimmt.

Nina Kraft:  Seit einem Jahr bist du Hundemama vom Office-Hund Nova und weil es bei unserem Podcast natürlich um Zukunftschancen geht … Wie ist denn das, als junge Frau in einer Führungsposition in einem nach wie vor stark männlich geprägten Umfeld zu sein?

Eva Landrichtinger:  Ja, ich glaube es ist sicher herausfordernd. Man lernt aber einfach so viel. Und was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, dass man sich einfach trauen muss als junge Frau. Und ich kann mich sehr gut an viele Situationen noch erinnern, wo ich mir am Anfang wirklich gedacht habe: „Ok, schaffe ich das jetzt?“ Aber ich glaube da ist es enorm wichtig, dass man einfach an sich glaubt und dann mit Ehrgeiz und Kompetenz an die Sache herangeht. Was natürlich schon auch stimmt, ist, die Politik ist jetzt sicher auch nochmals hin und wieder gerade als junge Frau ein herausforderndes Umfeld. Ich kann mich da noch sehr gut an eine Situation erinnern, wo einmal geglaubt wurde, dass ich eventuell den Kaffee bringen würde. Aber ich merke trotzdem recht schnell, wenn man dann sein Wissen zeigt, dass es dann eigentlich gut funktioniert.

Nina Kraft: Was würdest du jungen Frauen raten, die vielleicht auch Ambitionen haben in eine Führungsposition zu kommen aber denen so ein bisschen der Schubs fehlt?

Eva Landrichtinger: Das Wichtigste ist wirklich an sich zu glauben. Sich auf das zu besinnen, was man einfach kann. Und dann versuchen, vielleicht den Zweifel in eine kleine Box zu packen, wegzuräumen und dann durchzustarten.

Nina Kraft:  Welche Rolle spielt da jemand, der an einen glaubt?

Eva Landrichtinger: Eine enorme Rolle. Also ich glaube, jetzt kann ich es in der Rolle als Generalsekretärin sagen, ohne den Martin, wenn der nicht an mich glauben würde, wäre das glaube ich durchaus nicht so einfach. Aber auch davor natürlich. Das Wichtigste für mich war natürlich auch, sich einfach Sparringspartner auch zu suchen, die vielleicht ähnliche Wege gegangen sind. Und das Allerwichtigste ist eigentlich, sich auch trauen, nachzufragen. Nicht zu glauben im ersten Moment, dass erwartet wird, dass ich das weiß. Sondern nachzufragen und sich Hilfe und Tipps zu holen. Weil wenn es jemand schon erlebt hat und das gut funktioniert hat, kann man total davon profitieren.

Nina Kraft:  Oft muss man dann denselben Fehler nicht noch einmal machen, oder?

Eva Landrichtinger: Genau.

Martin Kocher:  Man macht eh oft genug. Aber nicht immer muss man sie machen.

Alle:                            [lachen]

Nina Kraft:  Was hast du demjenigen gesagt, der einen Kaffee bei dir bestellen wollte?

Eva Landrichtinger: Ich habe natürlich gesagt: „Das ist kein Problem. Ich kümmere mich sehr gerne darum.“ Danach bin ich dann vorgestellt worden und es war dann der Person eher unangenehm.

Nina Kraft:  Aber auch das gibt schon Pluspunkte, oder? Man kann ja seine Gäste nach wie vor bewirten …

Eva Landrichtinger: Genau.

Nina Kraft: … egal in welcher Funktion.

Eva Landrichtinger:  Richtig. Immer freundlich bleiben.

Nina Kraft:   Da sind wir eh schon bei eurem Haus. Dieses Ministerium.

Eva Landrichtinger:  Ja.

Nina Kraft:  Was macht dieses Haus eigentlich? Wofür seid ihr alles zuständig? Wie kann man sich das vorstellen?

Martin Kocher:  Jetzt ist die Frage, wer startet?

Nina Kraft:  Gerne du.

Martin Kocher:  Also wir teilen uns das auf. Ich mit dem Wirtschaftsbereich. Du mit dem Arbeitsmarktbereich, weil da bist du schon länger dabei als ich. Also im Wirtschaftsbereich ist das eine relativ breite Palette an Themen. Da geht es von der Gewerbeordnung über die gesamte Internationalisierungsstrategie bis hin natürlich zu vielen Spezialthemen wie Preise, wie der Bereich des gemeinnützigen Wohnbaus, die Lehrlingsausbildung, … Also eine ganz breite Palette an Themen. Von Wirtschaft und Wirtschaftsregulierung und dann kommt noch dazu das kulturelle Erbe, ein relativ großer Bereich. Wo zum Beispiel die Verwaltung der Hofburg, die Verwaltung des Schlosses Schönbrunn und vieler anderer kulturellen Gebäude beinhaltet ist. Die Burghauptmannschaft Österreich ist da die Einheit. Wir haben die Verantwortlichkeit für das Eich- und Vermessungswesen. Also auch die Staatsgrenzen werden vermessen. Der Tiergarten Schönbrunn ist bei uns. Und eine Reihe von Dingen. Also eine große Breite an Themen. Im Wirtschaftsbereich nicht zu vergessen natürlich auch der Tourismus. Da gibt es die Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Aber der ist natürlich auch in unserem Wirkungsbereich. Und das war jetzt nur ein kleiner Ausschnitt.

Es war für mich sehr überraschend zu sehen, wie breit eigentlich das Portfolio des Wirtschaftsbereiches ist und wie breit auch die Notwendigkeit ist, Gesetze zu machen und Verordnungen zu erlassen. Und das ist immer wieder spannend, weil es natürlich da viele Bereiche gibt, wovon man davor auch noch nie etwas gehört hat oder sehr wenig gehört hat und man sich sehr rasch einarbeiten muss und ein Bild davon bekommen muss, was denn jetzt richtig ist.

Nina Kraft: Die Frau Staatssekretärin kommt übrigens in unseren Podcast. Das heißt, da können wir ganz genau nachfragen [lacht].

Was macht ihr noch, Eva?

Eva Landrichtinger:    Ja, also mir ist es im Übrigen genauso gegangen. Ich habe überhaupt am Angang nicht geglaubt, für was wir als Resort dann alles zuständig sein werden. Aber genauso im Arbeitsbereich … wir setzen uns mit dem Arbeitsrecht auseinander. Es geht um Arbeitszeiten, es geht aber natürlich auch um den ArbeitnehmerInnen-Schutz, damit am Arbeitsplatz hoffentlich nichts passiert. Zu uns gehören auch die Arbeitsinspektorate, die Unternehmen beraten und schauen, dass die Unternehmen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut zusammenarbeiten können; dass sich da aber natürlich auch an die Regeln gehalten wird. Das ist auch ganz wichtig. Und zusätzlich haben wir noch die Arbeitsmarktsektion bei uns im Haus. Dazu gehört auch das AMS, das Arbeitsmarktservice. Und auch da kommt glaube ich der Johannes Kopf, der AMS-Vorstand, zu uns in den Podcast. 

Nina Kraft:    Richtig.

Eva Landrichtinger:  Da werden wir dann auch noch genauer darüber reden. Da geht es natürlich auch um das Thema Fachkräfte. Und ich glaube das ist tatsächlich ein sehr positiver Aspekt der Zusammenlegung der beiden Bereiche. Weil natürlich für die Wirtschaft sind Fachkräfte und Arbeitsmarkt genauso wichtig und da kann man, glaube ich, sehr viele Synergien finden.

Martin Kocher:  Ja genau … ich bringe als Beispiel immer, wenn ich darf, den Bereich Lehrlingsausbildung. Es war so, dass im Arbeitsbereich die überbetriebliche Lehrlingsausbildung verankert war und im Wirtschaftsbereich die betriebliche Lehrlingsausbildung. Jetzt ist das in einem Ministerium. Das macht es natürlich einfacher, die Wege sind kürzer und es gibt eine bessere Abstimmung. Und so gilt es für viele Themen. Ich glaube es ist gut, das Ministerium in einer guten Balance zu haben. Und ich hoffe, wir können das gut ausfüllen, diese Balance zwischen Arbeit und Wirtschaft. Aber in vielen Bereichen gibt es auch heutzutage bei weitem weniger Konflikte als das noch früher der Fall war. Und wir sind ja für den Bereich, wo es wirklich Konflikte geben kann, bei der Lohnfindung, mitverantwortlich. Die passiert in Österreich in der Regel in fast allen Fällen durch die Sozialpartner. Also da spielt das Ministerium keine Rolle. Da gibt es die Kollektivvertragsautonomie.

Nina Kraft:  Wir haben da ziemlich viele Zuständigkeiten. Das wird den einen oder anderen wahrscheinlich sogar überraschen. Was sind denn so die drängendsten Themen und Probleme, die ihr gemeinsam lösen wollt?

Eva Landrichtinger:  Also das eine Thema habe ich glaube ich sogar vorhin schon angesprochen: Fachkräftemangel ist sicher das Thema, das uns momentan enorm beschäftigt … Neben ein paar anderen Themen, wo glaube ich du dann noch etwas dazu sagen kannst. Aber der Fachkräftemangel hat sich einfach durch die Corona-Krise … es ist einfach da alles so schnell passiert … sicher noch einmal verstärkt. Und da ist es glaube ich wichtig, dass wir als Resort natürlich Maßnahmen treffen. Aber auch schauen, wie können wir Unternehmen dabei unterstützen, dass sie da auch einen Beitrag leisten können.

Martin Kocher:  Ja, wir machen ja immer eine Klausur auch des Führungskreises des Ministeriums, wo es einfach darum geht, Schwerpunkte zu setzen. Für dieses Jahr ist es der Bereich Fachkräfte. Von der Lehrlingsausbildung über AMS-Qualifizierungen hin, bis zu vielen anderen Dingen. Jetzt gibt es die Reformkommission zum Arbeiten im Alter. Das attraktiver zu machen. Oder das bessere Abgelten von Überstunden. Und viele andere Dinge, die in dem Rahmen relevant sind. Das war einer der Schwerpunkte. Der zweite Schwerpunkt ist, Österreich wirtschaftlich gut durch die Krise bringen. Da gibt es viele Verantwortlichkeiten. Energieversorgung … Wobei natürlich das BMK für die Energieversorgung grundsätzlich zuständig ist. Aber immer dann, wenn es zum Beispiel um Energiehilfen geht, um den Energiekostenzuschuss und andere Dinge, dann ist das Resort hier zuständig. Und der dritte Punkt, der wichtig ist, neben dem gut durch die Krise bringen, ist der Bereich des Umbaus unserer Wirtschaft hin zu mehr Digitalisierung und mehr grüner Produktion; die Transformation begleiten. Das sind drei große Schwerpunkte für dieses Jahr und viele kleine Projekte, die natürlich nicht vergessen werden dürfen.

Nina Kraft:  Ja, soviel zu euren Zuständigkeiten und euren Plänen. Jetzt gehen wir einmal ganz in die Praxis … in euren Alltag. Auch das ist etwas, das ganz viele Zuhörerinnen und Zuhörer interessiert. Wann beginnt euer Arbeitsalltag? Wie schaut der ungefähr aus? Wie viele Personen sind da mit euch im Team unterwegs? Wie fühlt sich das an?

Eva Landrichtinger:  Es ist immer ein bisschen unterschiedlich, aber in der Regel startet eigentlich der Tag gemeinsam zumindest spätestens um 08:30 Uhr, weil wir da alle meistens telefonieren und den Tag durchgehen. Davon profitiert man glaube ich enorm, damit man nämlich seinen Tag auch ein bisschen strukturieren kann und auch schaut, dass man nichts vergisst. Das ist auch ganz wichtig. Und dann gibt es viele Abstimmungsrunden ehrlicherweise, die einfach trotzdem neben dem ganzen täglichen Geschäft total wichtig sind, damit immer jeder auf demselben Wissenstand ist. Und dann hat man natürlich hin und wieder auch noch die Ehre bei Veranstaltungen dabei sein zu dürfen. Und das macht auch immer enorm Spaß, weil erstens lernt man viel und kann sich dann einfach auch austauschen und aber auch zeigen, was unser Ministerium auch wirklich macht.

Martin Kocher:  Ja, die Eva hat die Morgenrunde schon angesprochen. Die ist ein wichtiger Startpunkt und oft auch – Politik ist ja ein verrücktes Geschäft – ein Update dessen, was zwischen 23:00 Uhr und 08:30 Uhr in der Früh passiert ist. Da gibt es nämlich manchmal auch einiges, wenn gerade verhandelt wird, wenn gerade irgendwelche Gesetze in der Endabstimmung sind, wenn es gerade in Brüssel irgendetwas gibt, wo verhandelt wird oder wo ein Treffen stattfindet, … Also es ist sehr, sehr oft, dass sogar in der Nacht etwas passiert. Das ist eine große Herausforderung und das ist natürlich auch eine große Belastung für alle, die da beteiligt sind. Das ist echt für das Team sehr herausfordernd. Aber es ist wichtig in der Früh zu wissen, wo wir stehen. Und dann ist der Tag sehr unterschiedlich bei mir. Je nach Notwendigkeit … Parlament, Ausschüsse, Nationalrat, Bundesrat, oft in Brüssel oder in Luxemburg beim Rat. Dann gibt es natürlich Besuche im Ausland, aber natürlich dann auch klarerweise im Inland. Viele Sitzungen, Treffen mit Sozialpartnern, eine Reihe von Veranstaltungen, Abstimmungstreffen, viele interne Treffen … du hast es schon gesagt. Das ist für mich besonders wichtig, mit allen inhaltlichen Referenten und Referentinnen mich regelmäßig zu treffen, Dinge vorzubereiten, sich auszutauschen, Termine vom Vortag nachzubesprechen … um eben alles das, was teilweise auf höchster Ebene ausgemacht wird, vorzubereiten oder eben dann auch nachzubereiten und dann natürlich auch in die gesamte Breite des Ministeriums zu bringen. Wir haben ja ungefähr eintausend Mitarbeiter direkt im Resort und da kommen noch die ausgelagerten Einheiten dazu. Und das muss ja alles vom Informationsfluss her passieren. Und deswegen ist Information so wichtig. Wir versuchen natürlich auch das Haus sehr breit zu informieren, mit vielen Formaten. Aber es geht einfach darum, möglichst viel zu sprechen. Ich habe schon als Professor viel gesprochen, aber ich spreche jetzt noch viel mehr während meines Arbeitsalltages. Aber es ist auch schön. Man lernt sehr viel auch dazu, wie man Dinge erklärt, weitergibt, auf den Punkt bringt oder eben auch nicht. Das gelingt manchmal auch nicht so gut und dann kommt die Information falsch an.

Nina Kraft:  Was ich wirklich an euch bewundere, ist, gerade wenn ich euch beide bei Abendveranstaltungen oder Moderationen sehe, dann ist es oft 20:00 Uhr oder 21:00 Uhr. Ihr steht auf einer Bühne und ihr gebt Interviews … und ihr seid immer noch klar im Kopf. Und ich denke mir: „Das gibt’s doch nicht.“ Gerade wenn ich jetzt höre, um 08:30 Uhr geht es los und euer Tag ist minutiös geplant. Kann ich mir das so vorstellen? Und wie bleibt dieser Kopf klar?

Eva Landrichtinger:  Mit einem Team, das, glaube ich, extrem gut arbeitet. Also das gilt für uns beide: Ohne dem Team, das wir um uns herumhaben, würde das sicher nicht so gut funktionieren. Das fängt an bei Erinnerungen: „Bitte denk an das.“, „Du musst mit dem noch telefonieren.“ Aber auch natürlich die inhaltliche Abstimmung. Dann funktioniert es, dass man am Abend noch funktionieren kann.

Nina Kraft: Das macht einen einfach ein bisschen freier im Kopf, wenn man gewisse Verantwortungen an ein gutes Team abgeben kann?

Eva Landrichtinger:  Auf jeden Fall!

Martin Kocher: Absolut! Ganz entscheidend dazu kommt natürlich auch, dass man einfach das Team braucht um auch in dem Moment, wo man ein bisschen Ruhe hat – es gibt immer ein paar Minuten – diese Ruhe auch wirklich genießen kann und sich kurz erholen kann. Also die Tage sind tatsächlich wirklich lang. Gerade auch wenn man dann im Ausland unterwegs ist bei Treffen, wo man dann in der Früh mit dem Flieger irgendwohin fliegen muss oder mit dem Zug fahren muss. Also man braucht auch diese kurzen Phasen der Ruhe … fünf Minuten oder zehn Minuten oder eine halbe Stunde beim Essen, wo man sagt, ok, jetzt habe ich meine Ruhe. Und da ist das Team ganz entscheidend, dass man da auch ein bisschen abgeschirmt wird und dann sich wieder erholt und dann am Abend wieder voll fit ist für die nächste Veranstaltung.

Nina Kraft: Ich habe in diesem Podcast Real-Talk versprochen. Den machen wir jetzt auch. Wir sprechen nicht nur über die höchsten Höhen, sondern wir sprechen auch über Tiefs, die ihr selbst wahrscheinlich schon erlebt habt. Wie geht man am besten damit um?

Martin Kocher:  Soll ich anfangen diesmal? Ich hab’s viel erlebt … Nein. Also ich glaube, das entscheidende ist, Ruhe zu bewahren. Auch wenn es einmal nicht so gut läuft. Das ist nicht so einfach, weil man natürlich klarerweise da oft auch einen gewissen Reflex hat, irgendetwas sofort zu tun. Aber man muss Ruhe bewahren. Glücklicherweise habe ich keine ganz großen Tiefs erlebt. Es gibt ja ganz schlimme Erlebnisse, Katastrophen und so weiter im Umfeld. Ich habe das Glück gehabt, dass ich in meinem beruflichen Umfeld nie ganz schlimme Katastrophen erlebt habe. Aber ich glaube entscheidend ist, Ruhe zu bewahren und einfach zu schauen, was man tun kann. Wie kann man wieder aus diesem Tief herauskommen? Je nachdem, was es ist zu kommunizieren und eben so weiterzuarbeiten, wie man es sonst auch machen würde und sich nicht total in Panik versetzen lassen. Das ist das, was mir hilft. Das ist vielleicht nicht für alle gleich, aber das ist etwas, was mir hilft bei der Bewältigung von Krisen.

Eva Landrichtinger:  Ich kann mich da eigentlich sehr gut anschließen. Was für mich noch hilft ist, tatsächlich manchmal eine Nacht über etwas schlafen. Oft, wenn Situationen sind, die besonders herausfordernd sind, hat man den Impuls in Panik zu verfallen. Und da ist für mich einfach wichtig, dass ich mich dann noch einmal fokussiere und eine Nacht darüber schlafe. Denn man kommt dann einfach immer auf andere Sachen drauf und merkt dann auch oftmals, dass es gar nicht so schlimm ist. Bis jetzt hat man immer noch einen Weg gefunden. Und jetzt war das zum Beispiel auch mit der Zusammenlegung bei uns im Resort. Das passiert einfach über Nacht und im ersten Moment denkt man sich: „Wow. Es ist in keiner Legislaturperiode bis jetzt ein Resort zusammengelegt worden im laufenden Betrieb.“ Jetzt rückblickend kann man aber sagen, dass wir das gut gemeistert haben, neben dem Geschäft, das nämlich im Haus immer jeden Tag passiert.

Nina Kraft: Manchmal hilft es auch, einfach zu atmen, oder? [lacht]

Eva Landrichtinger:  Ja. [lacht]

Martin Kocher: Tief durchatmen sagt die Yoga-Expertin, oder?

Nina Kraft: Die Eva macht ja auch Yoga, oder?

Eva Landrichtinger: Stimmt.

Nina Kraft:  Es ist ja tatsächlich so: Einmal durchschnaufen und diese eine Nacht darüber zu schlafen … Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch jeder in seinem individuellen Berufsumfeld umsetzen kann. Man muss nicht immer gleich reagieren.

Eva Landrichtinger: Genau. Das ist sicher so. Und es stimmt, Yoga hilft mir persönlich da jedenfalls sehr, sich da meistens in der Früh eine Stunde zu nehmen und da wirklich einmal bei sich zu sein und zu versuchen, das Handy wegzulegen und sich diese Stunde für sich selber zu geben.

Nina Kraft:  Und man lernt ja da auch das Ausharren in unbequemen Situationen. Ist das etwas, was du in deinen Berufsalltag auch mitnehmen kannst?

Eva Landrichtinger:  Ja, das auf jeden Fall. Aber ich glaube das wichtige ist auch, dass man versucht, wenn man merkt, man ist in einer unbequemen Situation, sich trotzdem zu überlegen, was kann ich machen, damit die Situation ein bisschen bequemer wird.

Martin Kocher: Auch bei Yoga? Ich kenne mich dabei nicht aus.

Eva und Nina:  [lachen]

Nina Kraft:  Unser Yoga ist quasi dein Schach-Spiel. Kann man das so ummünzen? Dieses strategische Denken … ist das etwas, das man im Schach lernt und dann im Beruf umsetzt oder umgekehrt?

Martin Kocher: Das ist eine gute Frage. Schach ist deshalb spannend … es ist nicht so sehr das strategische Denken. Das ist ein Aspekt, aber es spielt keine so große Rolle. Es ist eher mehr das Erinnerungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit, was bei Schach sehr nett ist. Und deswegen spiele ich, wenn ich irgendwann kurz Zeit habe – auch online – ein paar Minuten. Da gibt es keinen sehr guten deutschen Begriff … hineinziehend – emerging. Man muss sich wirklich konzentrieren. Es gibt ein paar Dinge, wo man sich wirklich konzentrieren muss und sehr, sehr rasch abschalten kann, obwohl es vielleicht ein bisschen anstrengend ist. Klettern ist auch so etwas. Das habe ich früher ein bisschen gemacht als Student. Also man muss sich da wirklich konzentrieren und man vergisst sofort alles rundherum. Und diese Dinge helfen natürlich. Denn da entspannt man sich und kommt man kurz auf andere Gedanken.

Nina Kraft:  Was du einmal gesagt hast, Martin, ist: „Das schlimmste glaube ich, ist das Gefühl zu haben, dass man eh alles weiß.“ Das finde ich sehr ehrlich. Wann hast du denn das letzte Mal etwas wirklich Neues gelernt?

Martin Kocher:  Jeden Tag. Also wirklich, jeden Tag. Das ist auch das Schöne an diesem Beruf und dieser Position. Man lernt jeden Tag etwas Neues, man trifft immer interessante Persönlichkeiten, es gibt immer neue Perspektiven, die man erfährt. Egal, wo man ist. Und ich glaube, diese Möglichkeit muss man sich bewahren. Ich bin jemand, der wirklich versucht Wissen aufzusaugen. Das war schon als Kind so und deswegen hat mich auch die Wissenschaft fasziniert. Und deswegen ist es auch so spannend. Jetzt habe ich leider weniger Zeit zu lesen. Früher war auch das Lesen der entscheidende Gewinn meiner Information. Jetzt ist es einfach das Gespräch mit Persönlichkeiten sehr häufig. Natürlich lese ich auch einiges, aber viel mehr sind das Briefing Materialien oder kurze Texte und nicht mehr Bücher. Aber das passiert jeden Tag und ich glaube, man lernt nie aus. Ich glaube jeder weiß das: Man lernt nie aus. Man kann immer etwas Neues und etwas Interessantes lernen; interessante Aspekte, die tatsächlich auch die Einstellung und die Meinung, die man hatte, auch völlig drehen kann. Also man muss sich auch das aufheben … die Möglichkeit zu sagen, dass man etwas früher anders eingeschätzt hat. „Da bin ich falsch gelegen.“ Das mache ich auch.

Nina Kraft:  Weil wir ja auch junge Menschen ansprechen und denen auch ein bisschen Gusto auf Karriere machen möchten … Ist das ein Karrierebooster, offen zu bleiben, flexibel zu bleiben, neugierig zu bleiben?

Eva Landrichtinger:  Also für mich kann ich sagen, ja, auf jeden Fall. Und das würde ich auch jedem raten. Man bekommt, eben auch durch den Austausch, den der Martin angesprochen hat, so viel mit. Und ja … immer neugierig und offen bleiben! Auf jeden Fall!

Nina Kraft: Und manchmal gibt es eben so Tage, da wird man dann ganz einfach gefragt, ob man nicht Minister werden möchte? [lacht] Umgemünzt auf das Berufsleben vieler anderer: Es gibt einfach Tage, wo man gefragt wird, eine andere oder höhere Positionen im Unternehmen einzunehmen. Wie soll man solchen Chancen begegnen? Eva, also gerade Frauen sind da ja oft zögerlich. Wie kann man das ändern?

Eva Landrichtinger: Ich glaube – wir haben vorher schon ganz kurz darüber gesprochen – im Optimalfall hat man natürlich Unterstützer an seiner Seite, die einen auch motivieren. So war das zumindest bei mir. Weil natürlich im ersten Moment – und da neigen wir Frauen wahrscheinlich dazu – denkt man sich: „Boah, kann ich das schaffen?“ Was ich aber jetzt rückblickend sagen kann und vielleicht ist das irgendwie eine Unterstützung für manche: Auch ich habe Situationen erlebt, wo ich mir am Anfang gedacht habe: „Puh, wird sich das ausgehen? Schaffe ich das?“ Und bis jetzt hat es einfach funktioniert. Und da muss man – das habe ich vorher eh schon einmal gesagt, jetzt wieder hole ich mich ein bisschen – einfach an sich glauben. Mir ist besonders wichtig, und das mache ich auch, also das ist mir in unserem Haus besonders wichtig, in unserem Ministerium, mich viel mit jungen Menschen einfach auszutauschen und da zu sagen: „He, glaubt’s an euch! Macht’s das! Das lohnt sich!“

Nina Kraft:  Und trotzdem – auch das haben wir schon angesprochen – macht es immer Sinn oder es wird einem leichter gemacht, wenn es da jemanden an seiner Seite gibt. Und das bringt mich zum Thema Mentorship. Welche Mentoren hat es bei euch in eurer Karriere gegeben – Martin ausgenommen jetzt, da hat es sicher auch noch weitere gegeben – wo ihr sagt, dass ihr dieser Person wirklich viel zu verdanken habt?

Martin Kocher:  Ja, da gibt es sehr, sehr viele. Von einigen Lehrerinnen und Lehrern während der Schulzeit, die einen für gewisse Dinge begeistert haben, das das sehr stark geprägt hat oder entschieden hat, was man macht. Ich habe natürlich auf der Universität einen Doktorvater gehabt, der sehr, sehr wichtig war für mich; der mir sehr viele Freiheiten gegen hat und mich sehr, sehr viele Dinge ausprobieren lassen hat. Und damit habe ich sehr viel Unabhängigkeit gelernt. Das ist, glaube ich, ein sehr, wichtiger Punkt auch. Und dann habe ich auch einen Co-Autoren gehabt, der eh ganz bekannt ist in Österreich weil Buchautor, Matthias Sutter. Mit dem habe ich sehr viel gemeinsam gearbeitet. Wir sind sehr, sehr gute Freunde. Aber natürlich habe wir uns gegenseitig immer herausgefordert und waren wir uns gegenseitig ein bisschen wie ein Mentor, weil wir sehr unterschiedlich sind in der Art und Weise, wie wir gewisse Dinge machen. Und trotzdem haben wir sehr, sehr gut zusammengearbeitet. Also man braucht eigentlich im ganzen Leben immer jemanden, der einem gute Tipps gibt und zu dem/der man geht und frägt, wenn man nicht mehr weiter weiß oder einfach einen guten Rat haben will. Also das sollte man auch suchen. Es gibt eh viele Programme in vielen Unternehmen. Wir haben ja auch so etwas ähnliches bei uns. Es ist wichtig, diese Möglichkeit zu haben und dann auch wirklich zu nutzen.

Nina Kraft:  Eva, wer hat dich begleitet?

Eva Landrichtinger:  Zu Beginn waren das – und sind es auch noch immer – sicher meine Eltern, die mich sehr unterstützt und gefördert haben. Aber ich habe dann auch in einer meiner ersten beruflichen Stationen einen Chef gehabt, der total an mich geglaubt hat und mich mal in Sitzungen reingeschubst hat, wo ich mir am Anfang auch gedacht habe: „Oke, wow, so viele Leute und ich soll da jetzt etwas sagen.“ Und jetzt in den letzten Jahren sicher aber auch einfach Kollegen aus anderen Ministerien, die in ähnlichen Positionen sind. Da jemanden zu haben, der im Optimalfall tatsächlich auch ein Freund ist, wo man sagen kann: „Hey, wie machst denn du das?“ Das hilft einem selber, die Dinge besser umzusetzen.

Nina Kraft:  Also was man sagen könnte, wenn sich jetzt junge Menschen für einen Beruf bei euch im Ministerium interessieren, da hätte man auf jeden Fall jemanden an seiner Seite, oder?

Eva Landrichtinger:  Auf jeden Fall, ja.

Nina Kraft:  Aber wird auch jemand gesucht? Wie schaut es denn bei euch eigentlich aus mit dem Fachkräftemangel? Sucht ihr Mitarbeiter/innen?

Martin Kocher:  Ja! Es ist tatsächlich auch so, dass der Arbeitskräfte- und Fachkräftebedarf am Ministerium – an allen Ministerien – nicht vorbeigeht. Wir haben im Ministerium eine relativ … wie soll man sagen … eine Altersstruktur die so ist, dass wir in den nächsten zehn Jahren sehr, sehr viele Pensionierungen habe werden. Das ist ganz normal, weil die Ministerien eben in dieser Zeit gerade gewachsen sind, wo die Leute damals jung waren und eingetreten sind. Und wir haben dauernd offene Stellen. In allen Bereichen. Aber du kannst sicher mehr dazu sagen.

Nina Kraft: Wer darf sich bewerben?

Eva Landrichtinger:  Genau, ich wollte gerade sagen … Also defacto darf sich jeder bei uns bewerben. Wir haben Stellen für Maturaabsolventen und -absolventinnen, wir haben genauso Stellen für nach dem Studium. Jus ist natürlich immer ein Thema. Aber einer der herausforderndsten Bereiche, wo wir immer jemanden suchen, ist einerseits der Technikerbereich. Gerade auch im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen bei uns, aber auch in den Arbeitsinspektionen … also Techniker immer, immer gerne bei uns melden. Aber auch alle anderen. Wir haben Verwaltungspraktika, wir haben auch … also bei uns gibt es im Ministerium auch einen Lehrberuf, den man absolvieren kann. Da haben wir auch ein Inklusionsprojekt bei uns gestartet für Menschen mit Behinderung. Also jeder der möchte von - bis kann bei uns anfangen.

Martin Kocher:  Also für jedes Alter und jede Voraussetzung findet man in diesem großen Ministerium mit den ausgelagerten Einheiten etwas. Und wie gesagt, gewisse Dinge sind uns besonders wichtig. Inklusion ist ein ganz wichtiger Punkt. Natürlich auch die Geschlechterverteilung. Da sind wir insgesamt gut, aber wir schauen immer drauf bei Förderungen und bei Spitzenpositionen, dass es da ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis gibt.

Nina Kraft: Bewerbungen direkt an euch beide, oder? [lacht]

Eva Landrichtinger:   Gerne. Sehr gerne. [lacht]

Martin Kocher:  Es gibt natürlich – also wer sich dafür interessiert – auf der Website sehr, sehr genaue Beschreibungen von unseren derzeit offenen Stellen und natürlich alle Informationen, wie man sich dann bewirbt. Aber auch E-Mails an uns werden weitergeleitet an die zuständigen Personalverantwortlichen im Ministerium.

Eva Landrichtinger: Auf jeden Fall!

Nina Kraft: Sehr gut, haben wir das auch geklärt. Abschließende Frage an euch beide: Was hättet ihr gerne Mitte 20 schon gewusst, dass ihr heute wisst?

Martin Kocher:  Schwierige Frage. Also klar … vieles. Man lernt so viel. Bei mir ist das ungefähr die Hälfte. Fast 25 Jahre, seitdem Mitte 20 vorbei ist. Und ich habe da sehr viel gelernt. Und ich war damals bei weitem nicht so überzeugend und mit so viel Verantwortung ausgestattet, wie die Eva. Also bei mir war es ein viel längere Weg, kann man sagen. Und wenn ich damals so überzeugt gewesen wäre, bei gewissen Dingen, dann hätte ich vielleicht andere Sachen gemacht. Aber jeder findet seinen Weg und für mich war es ein Weg über die Wissenschaft. Ein ganz entscheidender Weg. Weil das hat genau meinem Naturell entsprochen, etwas länger noch im Büro zu sitzen und nicht so viel in der Öffentlichkeit zu stehen. Später ist es dann anders geworden.

Nina Kraft:  Und wenn man dir zuhört, dann weiß man, dass das der richtige Weg war.  Eva … ?

Eva Landrichtinger: Ja, also bei mir sind Mitte 20 noch nicht so lange her …

Nina Kraft: Soll ich sagen mit 15? [lacht]

Eva Landrichtinger: [lacht] Nein, ich glaube es passt wahrscheinlich sowohl für 15 als auch für 25 … Auch diese Überzeugung zu haben: Man schafft die Dinge. Und ja, an sich selbst zu glauben. Dann würde man sich vielleicht die eine oder andere schlaflose Nacht sparen, die einen dann manche Dinge doch bereitet haben.

Nina Kraft:  Liebe Eva, lieber Martin, ich bedanke mich recht herzlich! Es sind wirklich wunderbare Einblicke!

Und ich glaube jetzt haben die einen oder anderen so richtig Lust bekommen auf Karriere; vielleicht auch bei euch im Resort.

Eva Landrichtinger:  Das wäre schön! Danke!

Martin Kocher: Danke Nina, danke!

[Musik … klingt aus]