Im zweiten Teil der Episode mit Generalsekretärin Eva Landrichtinger und dem AMS-Vorstand Johannes Kopf wird neben wichtigen Jobthemen auch über Privates und Persönliches geplaudert.
Im zweiten Teil der Episode mit Generalsekretärin Eva Landrichtinger und dem AMS-Vorstand Johannes Kopf wird neben wichtigen Jobthemen auch über Privates und Persönliches geplaudert.
Dieser Podcast wird präsentiert vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft.
[Intro-Musik]
Nina Kraft: Willkommen beim Zukunftschancen Podcast des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft. Wir starten den Karriere-Motor und blicken hinter die Kulissen des Berufslebens unterschiedlichster Personen und deren Organisationen. Ungewöhnliche Karrierewege, persönliche Geschichten und vor allem Real-Talk. Bei uns bleibt kein Job-Thema verschont. Ehrlich, direkt und „pssst“ mit dem einen oder anderen ganz persönlichen Geheimtipp. Ich bin Nina Kraft und treffe heute zusammen mit Generalsekretärin Eva Landrichtinger den AMS-Vorstand und zukünftigen Vorstandsvorsitzenden Johannes Kopf. Schauen wir einmal, was die beiden heute vor allem Privates und Persönliches ausplaudern.
[Musik]
Nina Kraft: Schön, dass ich euch heute wieder vor dem Mikro erwischt habe. Generalsekretärin Eva Landrichtinger ist wieder dabei und auch AMS-Vorstand und der zukünftige Vorstandsvorsitzende, Johannes Kopf. Den Arbeitsmarkt, den haben wir mit allen Chancen schon in der letzten Episode analysiert. Jetzt wollen wir die Menschen hinter euren Funktionen kennenlernen. Also seid bereit für ein bisschen Private-Talk. Dann kann es losgehen … Eva und Johannes, ihr habt karrieretechnisch einige Gemeinsamkeiten: ihr kommt aus Akademikerfamilien, ihr habt rechtswissenschaftliche Studien absolviert, als Trainee in der Arbeitsmarktpolitik begonnen, ihr habt Minister beraten und ihr seid auch beide im Verwaltungsrat des AMS gesessen. Aber es gibt einen kleinen Unterschied: zwischen euch liegen rund 20 Jahre [lacht]
Johannes Kopf: 19 [lacht]
Nina Kraft: 19 um es genau zu sagen [lacht]. Wäre das damals als Frau schon gegangen, Johannes? Die Karriere, die die Eva macht?
Johannes Kopf: Ja, ja. So weit war die Arbeitsmarktpolitik schon vor 20 Jahren. Das wäre genauso gegangen. Gott sei Dank. Das ist richtig. Das Problem hatte weniger die öffentliche Verwaltung und schon gar nicht der Bereich, wo das AMS, ich sage jetzt federführend schon seit der Gründung, an diesem Thema arbeitet. Ich sage jetzt Schließung der Einkommensschere oder der Segmentierung am Arbeitsmarkt. Es wäre genauso gegangen, ja.
Nina Kraft: Aber seitdem ist viel passiert. Wie kann man sich heute einen Tag als AMS-Chef vorstellen?
Johannes Kopf: Ich bin ungeheuer durchgeplant und durchstrukturiert. Ich habe einen großartigen Support über mein Büro, ich meine das Vorstandsbüro. Da gibt es Leute, die mir inhaltlich die Dinge vorbereiten: Präsentationen, Informationen einholen, Statistiken, Auswertungen … Wir haben eine eigene statistische Abteilung. Mein Job ist auch irrsinnig zahlengetrieben. Ich brauche ununterbrochen aktuelle Zahlen zu allen möglichen differenzierten Dingen. Aber auch das unmittelbare Vorstandsbüro organisiert meinen Tag so. Anders könnte ich so nicht arbeiten, wie ich arbeite … So, dass ich wirklich von Termin zu Termin gehe. Dass das auch funktioniert; dass auch geplant ist, wie ich von da nach dort komme. Damit ist es möglich ganz viel am Tag zu erledigen. Es führt aber auch dazu, dass du in gewisser Weise unselbständig wirst in manchen Dingen [lacht]. Also manchmal denke ich mir, ich gehe zum Flughafen und stehe dann dort und schau dann nur in meine Mappe. Da ist dann alles drinnen. Da ist die Bordkarte drinnen und der Plan. Und da ist auch organisiert, wie ich dort abgeholt werde und so weiter. Und manchmal denke ich mir: „Wie mache ich das, wenn ich diese Mappe nicht hätte?!“ Aber damit kannst du natürlich viel erledigen. Und ich habe ein wunderbares Team, ganz tolle Kolleginnen und Kollegen mit großer Freude und auch höchstprofessionell. Und so schaut mein Tag aus. Der Tag beginnt unterschiedlich. Entweder mit Kindern oder mit Schwimmen bei mir.
Nina Kraft: Um wieviel Uhr?
Johannes Kopf: Aufstehen tu ich um 06:00 Uhr; mache Frühstück und wenn ich schwimmen gehe, gehe ich um 06:30 Uhr. Das mache ich zwei Mal pro Woche. Und an den anderen Tagen bringe ich die Kinder zur Straßenbahn und mache sie fertig und schmiere die Jausenbrote. Das, was man halt so macht in der Früh. Und im Büro bin ich dann meistens um 08:00 Uhr. Ich gehe viel zu Fuß. Auch fast immer von zuhause ins Büro. Das ist sehr gut. Auch das Heimkommen ist gut zu Fuß, weil man irgendwie noch die Gedanken fertig macht und dann auch anders heimkommt. Früher bin ich immer mit meiner Vespa gefahren. Und da hatte ich dann das Thema, dass ich zwar in sechs Minuten zuhause war, aber eigentlich noch ganz „wuggi“ war, weil man noch so im Arbeitstrott ist. Dann macht man die Türe auf und es fliegen einen die Kinder an und eigentlich ist es zu viel. Und dann ist eine Mischung aus vielen internen Terminen: Projektleiter, die man trifft und die berichten, wie sie bei Dingen vorankommen oder die Entscheidungen brauchen und so weiter. Wir haben am Montagvormittag immer eine Entscheidungssitzung, wo beide Vorstandsmitglieder zusammen sind und wo alle Abteilungen mit ihren Sachen kommen. Dann gibt es auch relativ intensive Zusammenarbeit mit unseren Eigentümern, also mit dem Verwaltungsrat. Viele, viele Sitzungen und Ausschüsse, wo Förderrichtlinien behandelt werden; Strategie, Jahrespläne, Ziele, alle möglichen Dinge, Budgetdiskussionen … Wir sind ein großer Laden mit 6.500 Leuten, ich bin auch Finanzvorstand und war bisher immer für Infrastruktur zuständig … also auch viele, viele Themen, ob es um die Bilanz geht oder was auch immer. Also der Tag ist durchgetaktet und zwei bis drei Mal pro Woche ist auch etwas am Abend. Ich versuche es immer auf zwei Mal zu schaffen, aber oft ist es nicht. Oft ist es dann drei Mal.
Nina Kraft: Etwas Berufliches?
Johannes Kopf: Etwas Berufliches, ja, ja [lacht]
Nina Kraft: Also sind 14, 15, 16-Stunden-Tage keine Seltenheit?
Johannes Kopf: Nein. Das kommt oft vor, ja.
Nina Kraft: Mhm. Und dazwischen gibt es dann auch oftmals ein Telefonat mit der Eva zum Beispiel, ja?! [schmunzelt] Wie kann man sich das bei euch beiden in der Praxis vorstellen? Ihr arbeitet natürlich miteinander und ihr tauscht euch aus. Aber wie funktioniert das? Auch dein Tag ist komplett auf die Minute durchgetaktet. Wie schafft ihr das?
Eva Landrichtinger: Das kann glaube ich tatsächlich manchmal vorkommen, dass man sich öfter versucht zu erreichen und es dauert, bis man sich dann tatsächlich sprechen kann. Ahm … es ist immer unterschiedlich. Es gibt natürlich, wenn wir vom Bundesministerium gerade irgendwelche speziellen Vorhaben haben, dann tauschen wir uns immer mit dem Johannes und dem AMS aus. Weil da natürlich die Expertise einfach da ist. Es geht da natürlich dann auch darum, wenn im Ministerium Ideen entstehen, dass die auch umgesetzt werden können. Also diese Runden gibt es immer. Dann, wenn es aktuelle Themen sind wie Kurzarbeit, tauscht man sich natürlich aus. Und dann gibt es manchmal natürlich auch noch aktuelle Fälle, wo man vielleicht einmal ganz kurz wirklich die Expertise braucht und dann nochmals miteinander telefoniert. So haben wir viele Überschneidungen. Wir haben ja auch die Sektion im Haus. Da gibt es auch sehr viel Kontakt … somit auf allen Ebenen. Und so funktioniert es glaube ich gut.
Johannes Kopf: Es funktioniert exzellent. Das muss ich wirklich sagen. Da Dank auch an Eva! So gut wie jetzt aktuell war es lange nicht, auch nicht so intensiv. Aber so intensiv positiv im Sinne von: im gegenseitigen Informationsaustausch. Es ist ja nicht nur, dass man irgendeine Frage hinbellt und jeder jeweils irgendeine Antwort braucht. Sondern es ist auch, dass man sich die Mühe macht, dann auch zu sagen, was daraus geworden ist.
Nina Kraft: Mhm.
Johannes Kopf: Aber dieses Telefon-Spiel … ja … das kennen wir, wo einer anruft, der andere kann nicht abheben. Dann kommt „Ich rufe zurück“, dann ruft der andere zurück, dann kann der nicht abheben … Und dann wird es halt irgendwann auf den Abend verlegt. Irgendwann telefoniert man dann halt am Abend, da geht es dann irgendwann. Genau. Und da kann dann auch einmal ein SMS wie: „Ich melde mich, wenn die Kinder im Bett sind.“ oder so kommen.
Nina Kraft: Nach der Gassi-Runde mit dem Hund und so, ja? [lacht]
Eva Landrichtinger: Genau, ja [lacht].
Johannes Kopf: Genau. Das passt schon so.
Nina Kraft: Was euch auf jeden Fall auch verbindet ist, dass ihr in Positionen seid, in denen man ganz herrlich teilweise an die Belastungsgrenze stößt. Also man denke nur zurück, gerade wie das war mit der Kurzarbeit. Ein Thema, das eigentlich so über Nacht aufgekommen ist. Kurzarbeit war nicht wirklich so bekannt in Österreich. Wie war das damals? Und das möchte ich jetzt wirklich gerne von der menschlichen Seite hören.
Eva Landrichtinger: Dann fange ich vielleicht ganz kurz an: Also ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie das ganze losgegangen ist. Damals war noch die Christine Aschbacher unsere Bundesministerin und wir waren glaube ich gerade im Ausland; es war eine Brüssel-Reise. Und irgendwie ist das Thema immer mehr hochgekommen. Wir sind zurückgekommen und am nächsten Tag war dann schon die erste Pressekonferenz. Und da hat man das Thema Kurzarbeit nur ganz am Rand besprochen. Und dann ist man aber irgendwann draufgekommen: „Hey, da gibt es ein Instrument, das in Grundzügen schon ganz gut funktioniert und das man hoffentlich verwenden kann.“ Und dann haben sehr, sehr intensive Sitzungen begonnen. Also es hat sich alles am Wochenende abgespielt. Gemeinsam mit dem AMS, gemeinsam mit den Sozialpartnern, weil die sich natürlich auch einigen müssen bei der Kurzarbeit. Also das waren extrem intensive Tage. Aber jetzt rückblickend, glaube ich, sieht man einfach, dass es das total wert war, weil so viele Arbeitsplätze gesichert werden konnten. Aber ja … es war schon heftig.
Nina Kraft: Schlaflose Nächte, oder?
Johannes Kopf: Ja, ja. Also es war völlig wild. Es gab vereinbarte Telefontermine, die um 23:00 Uhr waren.
Eva Landrichtinger: Ja.
Johannes Kopf: Und es war aber … also vereinfach gesagt kann man sagen, war ja das AMS dafür zuständig, dass wir das administrieren und dass wir das abwickeln und diese unglaubliche Anzahl an … Damit man sich das vorstellen kann: In der großen Wirtschaftskrise des Jahres 2009 gab es 600 Kurzarbeitsanträge. Und im Jahr 2020 waren es 120.000. Und jetzt kann man sagen, die Politik hat sich etwas gewünscht und das AMS administriert das … Nein, so funktioniert das nicht. Weil das eine ununterbrochen wechselseitige Kooperation gebraucht hat. Es gab ja damals nicht einmal ein Gesetz und es gab auch keine Budgetlinie, die hoch genug war. Und deswegen … Also die Eva und ich … Es gab sicher Tage, da haben wir 30 Mal telefoniert. Und es gab dann auch sozusagen auf der einen Seite … Auch die Eva war massiv unter Druck, weil alle unter diesen Schutzschirm wollten. Ich erinnere mich: Wir haben lange diskutiert, ob die Kurzarbeit auch für Museen gelten soll, oder nicht oder ob man da eine andere Lösung findet. Und gleichzeitig habe ich immer gesagt: „Stopp. Ihr überschüttet uns. Irgendwie kann es so nicht gehen.“ Aber irgendwie ist es dann doch gegangen. Und dahinter stehen ja auch unglaubliche Mengen an Kolleginnen und Kollegen in den Arbeitsmarktverwaltungen, die auch … Also ich erinnere mich: Am Ostersonntag zu Mittag habe ich nachgeschaut und da waren bei uns 800 Leute eingeloggt … am Ostersonntag zu Mittag. Weil einfach alle gewusst haben … Das war ja Anfang April 2020. Und in den ersten 14 Tagen dieser Pandemie – das war die zweite März-Hälfte ab dem Montag, dem 16. März – da haben sich 200.000 Menschen arbeitslos gemeldet. Und auch die zu registrieren … Also die Eva und ich und auch die Christine Aschbacher haben nicht nur über Kurzarbeit telefoniert, sondern auch um die Frage: „Schafft ihr es überhaupt, diese Menge an Menschen zu registrieren?“ Und damals war es auch notwendig … vergessen wir nicht: Es war ja Pandemie! Das heißt da ging es auch um die Frage, dass wir schnell Erlaubnis für eine telefonische Arbeitslosmeldung brauchen. Die gab es vorher nicht. Und wir brauchen ganz schnell eine Lösung für dieses oder jenes. Also da haben alle funktionieren müssen, damit es überhaupt geht. Ich glaube rückwirkend kann man ungeheuer stolz darauf sein alle gemeinsam. Und auch sich freuen, dass es geklappt hat, würde ich sagen. Aber ich würde sagen, das haben wir jetzt gehabt, das brauchen wir nicht noch einmal.
Eva Landrichtinger: Ja [lacht]
Nina Kraft: Also auch wenn du das jetzt so Revue passieren lässt … man spürt, welchem Druck ihr ausgesetzt wart. Hat es in diesen oder in anderen Situationen schon mal Gedanken über einen Jobwechsel gegeben? Oder Gedanken, sich neu zu erfinden?
Eva Landrichtinger: Also in der Zeit der Corona-Krise auf keinen Fall. Weil man da einfach gemerkt hat, was für eine positive Arbeit man leisten kann. Also ich weiß auch noch, ich habe einfach damals das Gefühl gehabt … Also so anstrengend es war, aber wie dankbar ich eigentlich dafür war, dass ich jeden Tag ins Büro gehen konnte. Weil so viele im Umfeld waren einfach zuhause und irgendwann fällt einem die Decke auf den Kopf. Man hat null Sozialkontakt. Und auch wenn wir ein sehr kleines Team waren, aber wir waren im Büro und wir haben wirklich gemerkt, was wir Positives machen können. Also in der Zeit auf keinen Fall. Und seitdem auch nicht. Man wächst mit den Herausforderungen.
Nina Kraft: Mhm. Das Gefühl gebraucht zu werden, kann ich mir vorstellen, war gerade zu dieser Zeit wahrscheinlich auch besonders erfüllend?!
Johannes Kopf: Ja. Aber ganz offen … stimmt. Aber darum geht es gar nicht. Wenn so etwas passiert, dann muss man funktionieren. Und das war auch völlig unbestritten. Da hat niemand sagen können … Man muss sich das vorstellen, wir haben Kolleginnen und Kollegen aus der Pension zurückgeholt, weil es anders nicht ging. Und ich erinnere mich an einen sehr, sehr geschätzten Kollegen – den Leiter der Förderabteilung, der ein dreiviertel Jahr davor in Pension gegangen ist – und den haben wir angerufen und gesagt: „Wir brauchen dich. Jetzt!“ Und der ist dann eineinhalb Jahre geblieben. Die ersten 14 Tage hatte der keinen Vertrag. Der ist einfach gekommen. Jetzt! Und gegangen am ersten Tag nach Mitternacht. Das hat aber auch jeder verstanden. Und auch meine Kolleginnen und Kollegen haben das verstanden. Da ging es ja wirklich um was. Da ging es darum, Österreichs Wirtschaft und Österreichs Beschäftigte zu retten. Darum ging es. Ja, das ist gut, dass das funktioniert hat.
Nina Kraft: Was es auf jeden Fall braucht in eurem Job, ist ein Ausgleich. In deinem Fall Johannes, ist es das Fotografieren und das Schwimmen. Du warst ja heute sogar schon schwimmen, hast du erzählt. Und dann gibt es auch noch das DJ-Pult. Auch wenn die Auftritte nicht mehr so häufig sind, man sieht dich tatsächlich hinter dem DJ-Pult, an den Schallplatten oder halt mittlerweile wahrscheinlich eher mit MP3’s.
Johannes Kraft: Ja. Das mache ich gerne; das mache ich schon lange. Ich habe als Student schon ein bisschen aufgelegt und habe auch tatsächlich ein bisschen Geld verdient damit. Und übergeblieben sind zwei Schwerpunkte. Das eine ist, einmal im Jahr für Freunde und Bekannt, die gerne tanzen. Ich freue mich sehr, dass die Eva da zum Beispiel auch schon ein paar Mal dabei war. Das mache ich üblicherweise immer im Herbst, und zwar in meinem geliebten U4. Das ist ein sehr bekannter Club in Wien. Und sonst ist auch noch Charity übriggeblieben. Also Charity sind dann Anlässe, wo es für einen guten Zweck ist. Ich habe für die Caritas gespielt, oder für die Klinik Clowns, zuletzt für Teach for Austria bei ihrem großen 10-Jahres-Event im Palais Auersperg. Ich freue mich, wenn die Leute dann ihren Spaß haben. Und das macht mir viel Spaß. Das ist aber tatsächlich, man glaubt es nicht, sehr intensiv. Also ich bereite mich lange auf einen solchen Abend vor. Und mir macht es Spaß, auch die Musik … ja … ich verwende da viel Zeit darauf, um auf dem letzten Stand zu bleiben, was die neueste Musik betrifft und so. Mittlerweile helfen mir auch meine Buben.
Nina Kraft: Und was wollen die, was du auflegst?
Johannes Kopf: Das ist es gar nicht. Das entscheide ich. Sondern es ist eher … Man glaubt es nicht, es gibt ja wahnsinnig viele gute Lieder. Aber es gibt gar nicht so viele gute Lieder, die gute Tanzlieder sind. Es gibt tolle Musik, deswegen ist es auch so schwierig, Wünsche zu spielen. Die Leute wünschen sich Lieder, die ihnen gefallen, aber die sind nicht notwendigerweise gute Tanzlieder.
Nina Kraft: Das ist das Schlimmste, oder? Das ist doch eine Beleidigung für einen DJ, wenn jemand kommt und sich ein Lied wünscht?!
Johannes Kopf: Dadurch, dass ich ohne Gage spiele, nehme ich mir das Recht heraus, zu sagen: „Der DJ ist keine Jukebox.“ Was bedeutet, dass ich keine Wünsche spiele.
Eva Landrichtinger: Das weiß auch jeder [lacht]
Johannes Kopf: Das weiß jeder. Das ist die Voraussetzung. Das war sogar die Pass-Phrase bei mir, um reinzukommen.
Nina Kraft: Interessant.
Johannes Kopf: Die einzige Ausnahme, die ich mache – was selten aber auch vorkommt – ist bei einer Hochzeit. Da darf sich die Braut etwas wünschen. Aber der Bräutigam schon nicht mehr.
Eva Landrichtinger: [lacht]
Nina Kraft: Also sehr streng, merke ich gerade. Aber ja … man kann es sich dann irgendwie natürlich rausnehmen. Und Eva, was sagst du zu den Auflegekünsten? Es gibt scheinbar auch Fotomaterial von dir auf der Tanzfläche?! [lacht]
Eva Landrichtinger: Sagt man … ich weiß es jetzt nicht. Ich finde diese Abende immer extrem super. Man trifft immer ein paar Leute, man hat extrem gute Musik und man kann wirklich auch das Tanzbein schwingen und vielleicht dann den anstrengenden Arbeitstag vergessen.
Nina Kraft: Aber ist das dann nicht so, wenn jemand vielleicht nicht so mitbekommen hat, dass du auch auflegst, dass jemand im Publikum ist und sagt: „Das ist ja der Kopf. Den habe ich ja gerade noch in den Nachrichten gesehen!?“
Johannes Kopf: Ja das kommt vor. Aber mittlerweile ist die – das ist jetzt ein blödes Wort – Fangemeinde … das nicht, aber Leute, die gerne zu meiner Musik tanzen, sagen wir so … das sind schon viele. Das letzte Mal im U4 waren es 450 schon eine halbe Stunde, nachdem wir angefangen haben. Und die waren alle sozusagen bewusst da. Also die wussten das alle. Und dann irgendwann später mischt es sich mit dem normalen Publikum des U4’s und da gibt es das dann schon, ja. Das macht aber nichts. Man wundert sich vielleicht: „Was macht der alte Herr da hinter dem DJ-Pult?“ Aber so ist es.
Nina Kraft: Was sind denn so Fähigkeiten, die ihr im Privatleben lernt, wo ihr das Gefühl habt, dass euch die auch im Job etwas bringen?
Johannes Kopf: Also erstens einmal glaube ich, dass es wichtig ist, dass man auch etwas anderes macht. Und das ist ganz egal was es ist. Es kann jetzt auch sein, dass man sich für Schmetterlinge interessiert und etwas sucht. Oder man beobachtet Vögel oder … ich weiß nicht. Ganz egal, was das ist. Ich glaube es ist wichtig, dass man andere Dinge macht. Ich glaube diese starke Fokussierung auf einen Bereich – bei uns wäre das dann eine Mischung aus Politik und bei mir auch noch Arbeitsmarktpolitik und bei dir ist es breiter als Generalsekretärin – ist gar nicht gut. Es ist auch gut, sich in einen Bereich zu interessieren oder zu bemühen, wo man nicht anerkannt oder gut ist. Wo man also Lernender ist. Das ist glaube ich ganz wichtig, das eigene Hirn auch … Ich gehe zum Beispiel auch gerne Fußballspielen, weil ich dort immer wieder – ich würde auch sagen – Demut lerne von einem sehr guten Freund, der viel besser spielt als ich. Und der spielt mit mir immer so, dass ich sagen kann, dass ich wieder etwas gelernt habe oder etwas gesehen habe, das ich nicht kann. Das tut mir auch gut, sage ich jetzt. Also es gibt schon Dinge, die man lernen kann, die man dann auch beruflich braucht. Und das andere, das hast du eh angesprochen, ist dieses Thema des Ausgleichs. Das ist extrem wichtig auch um gesund zu bleiben. Man braucht Ausgleich und den muss man sich auch nehmen. Bei all unseren Jobs oder bei allen Menschen, die so intensiv arbeiten, besteht die Gefahr, dass man einfach nachhause kommt und sagt, dass man müde ist und sich aufs Sofa setzt. Und dann besteht die Welt aus arbeiten, auf dem Sofa sitzen oder schlafen. Das kann man schon einige Zeit machen, wenn es ganz intensiv ist. So war es während Corona. Da haben wir nichts anderes gemacht. Da hat man kein Buch jemals gesehen. Aber das sollte man nicht lange machen. Das ist nicht gut.
Nina Kraft: Eva, du hast in der letzten Folge von Life-Long-Learning gesprochen. Das klingt immer so schön, wenn man das so sagt. Aber jetzt wirklich in der Praxis: Was lernst du als nächstes?
Eva Landrichtinger: Also ich hoffe einerseits, dass ich irgendwann meine Dissertation noch abschließe. Ich bin noch immer an der Uni und hoffe, dass ich das, wenn mein Zeitpensum es irgendwann einmal erlaubt, fertigbringe. Ich schreibe über das Thema der Kurzarbeit. Also somit ein Thema, wo ich viel mitbekommen habe und das mich auch sehr interessiert. Und zusätzlich ist es mir persönlich immer sehr wichtig, gerade als Führungskraft, sich weiterzubilden. Damit einfach ein Unternehmen und auch ein Bundesministerium funktionieren kann ist es glaube ich enorm wichtig, dass man sich weiterbildet und schaut: Wie geht Mitarbeiterführung? Was kann ich besser machen? Ich bin überhaupt ein Mensch, der sich gerne damit auseinandersetzt und neue Sachen lernt, damit es einfach auch nicht langweilig wird.
Nina Kraft: Mhm. Aber den größten Spiegel, den setzen eigentlich Kinder vor uns, oder? In deinem Fall sind es drei Jungs. Wie ist das mit deinem Job vereinbar? Kann man dich als Fußball-Daddy im Stadion oder am Fußballplatz antreffen? Wie kann man sich das vorstellen?
Johannes Kopf: Nein, Fußball nicht. Ich habe einen – also es spielen alle gerne Fußball – der ganz besonders gerne Fußball spielt. Das ist unser Kleinster, der wird jetzt bald neun. Aber ich sage ganz offen, da bin ich egoistisch. Ich fördere nicht, dass er bei einem Verein oder so spielt. Ich kenne zu viele Väter, die jedes Wochenende am Samstag irgendwo in Niederösterreich auf irgendeinem Fußballplatz sitzen. Und da sage ich offen, das will ich nicht, dass das Familienprogramm, das in Wirklichkeit von fünf Personen bestimmt wird, von einem Fußball-Narrischem bestimmt wird. Also er kann Fußball spielen, aber nicht auf Vereinsniveau. Das wird von zuhause nicht unterstützt. Da bin ich hart, sage ich jetzt. Sonst sind es verschiedene Dinge, die die Kinder … Ich bin sehr froh und dankbar, dass der Verwaltungsrat – das mache ich schon sehr lange … seit meine Frau mit dem Benjamin wieder eingestiegen ist zum Arbeiten – dass ich Montagnachmittag nicht arbeite. Es geht nicht immer, aber sehr oft im Jahr. Das heißt, da kommen die Kinder um 15:00 Uhr aus dem Hort und da bin ich dann da. Da bin ich zuhause. Und Montagnachmittag ist Papa-Nachmittag. Auch am Abend ist Papa. Da hat meine Frau sozusagen frei und kann das machen, was sie gerne macht. Das ist zumindest ein Tag in der Woche, wo ich am Nachmittag für die Kinder da bin und die Dinge halt mache und auch mit den Kindern Zeit habe. Da freue ich mich, dass der Verwaltungsrat das auch „erlaubt“, dass das so ist. Das führt dann natürlich dazu, dass, wenn sie im Bett sind, ich dann sitze und das aufarbeite, was am Nachmittag war [lacht]. So ist das. Aber macht nix. Das klappt nicht immer, aber es klappt fast immer und das mache ich schon lange und das wissen sie und das ist gut. Wie ist es sonst vereinbar? Es ist sonst vereinbar, indem ich eine ungeheuer liebenswerte Frau habe, die Teilzeit arbeitet. Anders wäre es nicht möglich. Und trotzdem ist es noch ein gigantischer Organisationsaufwand in den ganzen Geschichten. Ich bin froh, dass wir auch noch eine Großmutter haben, die uns unterstützt und auch der Große schon so groß ist, dass er auf die Kleinen schauen kann, wenn es notwendig ist. Also irgendwie geht es schon. Aber ohne, dass meine Frau da wirklich zurücksteckt, würde es nicht gehen. Das muss man offen sagen.
Nina Kraft: Also man braucht ein starkes Familiengerüst. Man braucht aber vielleicht auch Mentoren. Über die haben wir in der letzten Episode mit dem Herrn Bundesminister gesprochen. Eva, zu deiner Position gibt es ja eigentlich durch diese einzigartige Konstellation mit Arbeit und Wirtschaft nicht wirklich ein Gegenüber, mit dem du dich da so richtig austauschen kannst, aber natürlich Kollegen. Mit wem tauschst du dich aus?
Eva Landrichtinger: Also das Gute ist, dass es ja auch schon vor mir Referenten für Arbeitsmarktpolitik in den Resorts gegeben hat. Eben zum Beispiel der Johannes. Und da kann man auf jeden Fall sehr viel mitnehmen. Oder auch Kollegen, die in anderen Ministerien zum Beispiel Generalsekretär oder Generalsekretärin sind. Weil die Herausforderungen, die so in einem Bundesministerium auf einen zukommen, sind dann doch öfter mal ähnlich. Und ich finde es immer wichtig, dass man sich da austauscht, voneinander lernen kann und so vielleicht nämlich nicht so lange braucht, bis man den richtigen Weg findet.
Nina Kraft: Johannes, bei dir kann dieser Austausch auch international ausschauen. Deine Kollegen sind ja praktisch die Chefs von anderen Arbeitsmarktservices, von anderen Ländern auch, mit denen du einen guten Kontakt hast. Wie kann ich mir das vorstellen? Sprichst du dann mit dem AMS-Chef aus Spanien, Frankreich und so weiter?
Johannes Kraft: Ja, regelmäßig. Es gibt eine internationale Organisation, die sogar von der EU anerkannt und gegründet wurde mit Entschließung der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments. Das ist das PES-Netzwerk. PES steht für Public employment services … also „AMS“ kann man es übersetzen. Ich darf da sogar seit dreieinhalb Jahren chairman sein, also der Vorsitzende. Und da gibt es einen regen Austausch. Der Austausch passiert auf verschiedenen Ebenen: auf Mitarbeiter/innen-Ebenen, wo sie sich zu Themen austauschen; in vielen, vielen Arbeitsgruppen, wo du nach Interesse hineingehst. Also da arbeiten wir mit fünf anderen am Thema Qualitätsmanagement oder am Thema Arbeitsmarktforschung oder am Thema, wie man Online-Beratung und Betreuung anders organisiert. Sehr viel ist best practice Austausch. Es gibt mehrmals im Jahr ein Treffen der Generaldirektoren der Arbeitsmarktverwaltungen, wo es sehr, sehr wertvollen Austausch gibt. Es gibt auch kleinere informelle Runden. Es gibt zum Beispiel das Treffen der deutschsprachigen Arbeitsmarktverwaltungen. Da sitzen wir zwei Tage im Jahr zusammen, wo man sich dann auch sehr offen erzählt, was nicht funktioniert. Das ist auch wertvoll. Man muss nicht jeden Blödsinn ausprobieren, von dem jemand anderes schon gemerkt hat, dass das so nicht geht. Das ist viel sinnvoller Austausch. Ich weiß nicht, ob das ein Mentoring ist … ich würde eher sagen, das ist eine Partnerschaft, wo beide lernen. Aber Mentoring ist natürlich für mich auch ein Thema. Ich habe wahnsinnig viel von meinen früheren Chefs gelernt. Im Kabinett lernt man extrem viel, obwohl man schon alles können muss.
Alle: [lachen]
Johannes Kopf: Ich habe in der Industriellenvereinigung mit dem Leiter der Sozialpolitik, Wolfgang Tritremmel einen Chef gehabt, der mich von Anfang an massiv gefördert hat und auch meine Meinung wissen wollte zu Themen, wo er hundert Mal firmer war als ich. Das hat mich sehr gefordert am Anfang. Und dann gibt es natürlich auch privat Leute, wie etwa Vorstände anderer Unternehmen, mit denen man befreundet ist oder so, wo man sich auch zu Themen austauscht: Wie gehst du um mit einer schwierigen Personalsituation? Mit einem Konflikt oder mit einem Rechtsproblem? Oder mit einer neuen Vorgabe des Bundeskanzleramtes? Es gibt sogar einen Austausch der öffentlichen Unternehmen untereinander: Wie geht man mit irgendwelchen neuen Regelungen um? Informationsfreiheit oder was auch immer. Und da ist es schon gut, mit Leuten zu reden. Im Austausch da lernt man.
Nina Kraft: Mhm. Und wenn jetzt junge Menschen zuhören und sagen: „Was der Johannes so redet, das finde ich spannend. Ich will mehr davon.“ Wie schaut es denn aus mit einer Karriere im AMS? Wie schaut es aus mit Fachkräftemangel? Sucht ihr Mitarbeiter? Welche Mitarbeiter sucht ihr?
Johannes Kopf: „Herzlich Willkommen“, sage ich dazu. Wir sind ein so großer Laden, dass wir alleine schon über unsere natürliche Fluktuation, also wenn die Leute in Pension gehen … da muss ich warnen! Das Thema ist so gut, dass kaum jemand geht. Außer, sie gehen in Pension die Kolleginnen und Kollegen. Weil es einfach spannend ist. Und bei uns merkst du den purpose ja gleich. Die Eva hat vorhin davon gesprochen, dass Jobs auch spannend sind, weil du etwa zur Klimarettung oder zum Klimaschutz etwas beitragen kannst. Bei uns ist es stark das soziale Thema. Es ist einfach schön, jemanden zu helfen Arbeit zu finden. Das hat ja eine unglaubliche Auswirkung auch auf das Leben von den Personen. Und das ist natürlich schon. Wir suchen immer Personal; praktisch in ganz Österreich. Einfach, weil es natürliche Fluktuation gibt. Bewerbt euch bei uns. Schaut euch unsere Karriere-Seiten an, wo es auch Filme gibt und wo Leute erklären, wie ihr Job ist. Ich bin da auch bei einem whatchado-Video dabei, wo ich ein bisschen erzähle, was ich so untertags mache. Und sonst … ja, wir schreiben die Dinge auf unserer Jobplattform aus: www.allejobs.at. Es ist ein spannendes und gutes Thema. Da kann man sich herzlich bewerben und hoffentlich dann ins Team kommen.
Nina Kraft: Und auch auf allen Ebenen sucht ihr Mitarbeiter. Also spannend wird es ja auch nächstes Jahr. Da werden ja alle Landesgeschäftsführer und Vorstände wieder ausgeschrieben. Also für ganz ambitionierte Menschen. Hat man da auch eine Chance, wenn man sich als Externer bewirbt?
Johannes Kopf: Ja natürlich. Wobei, man muss schon sagen, dass gerade bei den Führungspositionen – also Landesgeschäftsführer/in, Landesgeschäftsführer-Stellvertreter/in oder die beiden Vorstandsmitglieder – dass da schon arbeitsmarktpolitisches Knowhow in der Ausschreibung von unseren Eigentümern verlangt wird. Und das ist gar nicht so leicht zu bekommen außerhalb vom AMS oder außerhalb von Sozialpartnern oder außerhalb vom Arbeitsministerium. Es gibt schon auch externe Besetzungen, wo Leute von außen gekommen sind, die aber trotzdem irgendetwas mit dem Thema zu tun gehabt haben. Also ich glaube die Chefin einer Papierfabrik ist nicht notwendigerweise die nächste Landesgeschäftsführerin. Kann sein … großes Interesse vielleicht, Sozialpartnerverhandlungen, Kollektivvertrag verhandelt, vielleicht sozialpolitisch interessiert, vielleicht auch in dem Bereich schon einmal dissertiert oder eine Diplomarbeit geschrieben oder einen früheren Job gemacht oder so … weil das ist schon auch notwendig, diese Erfahrung im Arbeitsmarkt.
Nina Kraft: Eva, du warst selbst mittendrin in der AMS-Welt. Was kannst du jemanden empfehlen, der jetzt zuhört und sich denkt: „Dieses Umfeld finde ich spannend.“
Eva Landrichtinger: Ich würde mich auf jeden Fall bewerben. Weil wie es der Johannes schon gesagt hat, ich glaube das ist einfach ein super Job, wo man wirklich den Sinn auch erkennt, wenn man anderen Leuten wieder zu einem Job verhelfen kann. Und man muss aber auch trotzdem sagen, das Aufgabengebiet im AMS ist sehr vielfältig. Es geht ja über die AMS-Betreuer/innen hinaus. Also ich glaube da ist für jeden wirklich etwas dabei und man kann aber dann am Ende vom Tag mit einem guten Gefühl nachhause gehen.
Johannes Kopf: Ich habe heute eine neue Kollegin bei uns in der Zentrale kennengelernt. Sie hat begonnen im IT-Bereich. Wir haben massiv sozusagen viele Innovationen vor im Bereich IT-Entwicklung. Momentan gibt es natürlich auch einen riesigen Hebel in der IT. Die kam von einem anderen großen Unternehmen und hat sich bei uns beworben, weil sie gesagt hat – eine tolle und sehr kompetente Person; ich habe sie heute erst kennengelernt aber der Lebenslauf ist sehr, sehr beeindruckend und auch was ich gehört habe, dürfte sie sehr gut sein – und die hat sich beworben weil sie sagt: A) Sie interessiert, wie wir organisiert sind. Da wo sie war, hatte sie das Gefühl, dass das nicht so organisiert war, dass es produktiv genug war. Also auch die Frage: „Bin ich attraktiv?“ im Sinne von „Kann ich hier etwas weiterbringen?“. Da gehören wir, wie man im europäischen Qualitätsmanagement sehen wird, zu den besten Unternehmen Österreichs dazu. Mancher glaubt das auch nicht, weil: Behörde und alt und AMS, Arbeitsamt und so irgendwie … Das stimmt nicht. Und das zweite Thema war wieder dieses purpose-Thema. Sie sagt, sie möchte ihre Fähigkeiten, obwohl sie jetzt nicht aus der sozialen Schiene kam, sondern aus der IT-Schiene, auch für etwas einsetzen, wo sie den Sinn mag und versteht.
Nina Kraft: Da passt eigentlich meine abschließende Frage ganz gut dazu, lieber Johannes: Was hättest du gerne mit Mitte 20 schon gewusst, dass du jetzt weißt?
Johannes Kopf: Ich habe schon ein paar Mal darüber nachgedacht. Ich glaube nicht, dass es wirklich so ist, dass man gescheiter wird. Ich glaube es ändern sich Schwerpunkte, es ändern sich Dinge, die einen interessieren und es ändern sich Dinge, die einem wichtig sind. Ich glaube nicht, dass man als 50-Jähriger herabblicken sollte auf einen 30-Jährigen oder so und sagen sollte: „Naja, der weiß halt noch nicht, wie es ist.“ Das glaube ich nicht. Ich habe mit 30 auch geglaubt, dass ich viele Dinge weiß und weiß, was mir wichtig ist und weiß, was ich wichtig finde. Also das halte ich für gefährlich. Obwohl man natürlich schon an Lebenserfahrung gewinnt. Und vielleicht ist auch eine Erkenntnis daraus, dass man gar nicht immer so ernst nehmen soll, was man gerad für richtig hält. Weil sich diese Dinge auch verändern. Als 20-Jähriger – das sage ich jetzt mit der Überheblichkeit eines 49-Jährigen – ist man aber aus meiner Wahrnehmung, oder ich jedenfalls, noch nicht fertig. Da ist man noch nicht ganz erwachsen mit 20. Da bin ich vielleicht auch in eine blöde Richtung gelaufen oder so. Das glaube ich schon. Darum ist es auch ganz gut, wenn man zuhört. Ich glaube, dass dieses Zuhören überhaupt etwas ist, was ich zu wenig kann und damals wahrscheinlich noch weniger konnte. Und das ist schon etwas, was ich meinem 20-jährigen Ich sagen würde: „Hör besser zu!“
Nina Kraft: Am Anfang wird man nie erwachsen und es schadet auch nicht.
Eva, Johannes ist 49.
Johannes Kopf: Danke.
Nina Kraft: Was möchtest du im Alter von knapp 50 Jahren besser können oder besser wissen als jetzt.
Eva Landrichtinger: Ich würde da gerne beim Johannes anknüpfen. Tatsächlich, diese Eigenschaft sich zu behalten oder noch weiter auszubauen, dass man eben zuhört. Und für mich persönlich … Ich glaube das Alter spielt tatsächlich oftmals nicht so eine große Rolle. Natürlich, mit 49 hat man mehr Erfahrungen und hat mehr erlebt. Aber für Unternehmen ist es glaube ich enorm wichtig, dass man aus allen Altersbereichen die Perspektive bekommt und da eben … Ich weiß einfach, ich selber mit 20 habe mich geärgert, wenn mir jemand nicht zugehört hat. Und sich das nochmal zu verinnerlichen und beizubehalten und dann eben auch den jüngeren Kolleginnen und Kollegen zuzuhören.
Nina Kraft: In diesem Sinne: Bleiben wir offen und bleiben wir neugierig! Vielen herzlichen Dank euch beiden für das Gespräch!
Eva Landrichtinger: Dankeschön!
Johannes Kopf: Danke!
[Musik klingt aus]